Bei einer Erkältung möchte man oft einfach nur im Bett bleiben und sich auskurieren. Allerdings fordern viele Arbeitgeber dafür einen Krankenschein. Um den lästigen Arztbesuch zu umgehen, können sich Erkältungspatienten nun eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung online ausstellen lassen. Doch wie funktioniert der Service und wie zuverlässig ist er?
Krankenschein online beantragen?
Während der Erkältungszeit im Herbst und Winter trifft es viele Arbeitnehmer. Die Nase läuft, der Hals tut weh, sowohl Kopf als auch Gliederschmerzen. Hinzukommen Fieber, Abgeschlagenheit und ein Krankheitsgefühl. In der Regel verschwinden die Beschwerden nach gut einer Woche von selbst – sofern sich die Patienten Ruhe gönnen und sich auskurieren. Dafür benötigen Sie jedoch meist einen Krankenschein. Oft scheuen Erkältungspatienten jedoch den Weg zum Arzt und schleppen sich trotz Krankheit zur Arbeit.
Eine Lösung bietet der befristete telefonische Krankenschein. Für weitere Abhilfe will ein Startup aus Hamburg sorgen und bietet einen Krankenschein bequem online an. Mit der digitalen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sollen Arbeitnehmer schnell und einfach den wichtigen Schein erhalten und bei ihrem Arbeitgeber vorzeigen können. Doch wie funktioniert das System eigentlich? Und wie zuverlässig ist es als Nachweis für die Arbeitsunfähigkeit?
AU online – So funktioniert es
Um sich über WhatsApp krank schreiben zu lassen, müssen Patienten die Webseite AU-Schein.de aufrufen. Dort finden Sie einen Fragenkatalog, der die typischen Erkältungssymptome abfragt. Zum Beispiel Fieber, Schnupfen und ähnliches. Darüber hinaus muss der Patient weitere Angaben machen. Etwa, ob er einer Risikogruppe angehört oder ob noch weitere – nicht erkältungstypische – Symptome bestehen.
Anschließend leitet das System die Daten an einen Arzt weiter, der diese prüft und anhand der Angaben die Diagnose stellt – ohne den Patienten zu Gesicht zu bekommen. Bei typischen Erkältungserscheinungen wird die Erkältung diagnostiziert und der Krankenschein ausgestellt. Dieser kommt nun Email direkt zum Patienten. Wer diesen auch per Post erhalten möchte, muss eine zusätzliche Gebühr entrichten und einige Tage warten.
AU für diese Krankheiten
Neben typischen Erkältungssysmptomen können Nutzer auch auch für andere medizinische Anliegen einen Krankenschein bestellen. Je nach Symptomen mit oder ohne Videochat mit einem Arzt:
Ohne Videochat
- Erkältung/Grippe
- Magen-Darm-Grippe
- Corona-Symptome
- Stress
- Migräne
- Rückenschmerzen
- Regel-Schmerzen
- Blasen-Entzündung
Mit Videochat
- Erkältung/Grippe
- Magen-Darm-Grippe
- Depression/Burnout
- Beliebige Gründe
Neben einem Krankenschein können Kunden den Dienst auch für andere ärztliche Dokumente nutzen. Dazu zählen derzeit:
- Arznei-Rezepte
- 2G/3G-Atteste
- Kind-AU
- Überweisung
- App-Therapie
Kosten für digitale AU-Bescheinigung
Obwohl der Service eine einfache Nutzung und die schnelle Bereitstellung des AU-Scheins verspricht, gibt es auch Nachteile. Denn die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die WhatsApp-Krankenscheine nicht. Das bedeutet, dass diese pro Vorgang ab 1 Euro bis zu mehr als 20 Euro kosten, welche der Patient selbst tragen muss. Dabei hängt die genaue Höhe von den Beschwerden, den zugesendeten Dokumenten und der Notwendigkeit eines Videochats ab. Derzeit ist die Bezahlung per PayPal, Kreditkarte oder Lastschrift möglich. Weitere Bezahloptionen sollen folgen.
Nicht gesetzlich versicherte Patienten müssen noch tiefer in die Tasche greifen. Hier erhebt der Anbieter zusätzlich 16,08 Euro. Also die Gebühr, die auch bei einem regulären Arztbesuch gemäß GOÄ für die Diagnose, Therapieempfehlung und ggf. Krankschreibung fällig wird. Hier erfolgt die Abrechnung per Rechnung.
Ist eine Krankschreibung auf diese Art überhaupt rechtlich zulässig?
Rechtlich möglich ist der Service seit 2018. Seitdem können Ärzte per Telemedizin in bestimmten Fällen auch eine Ferndiagnose vornehmen. Das bedeutet, dass theoretisch auch der Online-Krankenschein unter diese Regelung fällt.
Dennoch müssen Nutzer des Services auch mit Nachteilen und Risiken rechnen. Denn unumstritten ist das Angebot nicht. Grundsätzlich kann eine Krankmeldung per WhatsApp, SMS und Email erfolgen. Das Gesetz legt nicht fest, dass als Krankmeldung nur der ausgedruckte AU-Schein vom Arzt zählt. Auch ein Foto ist ausreichend. Allerdings muss der Arbeitnehmer den Ausdruck nachreichen, wenn der Chef diesen einfordert. Außerdem kann der Arbeitgeber bestimmen, wie eine Krankmeldung zu erfolgen hat. Zum Beispiel telefonisch.
Der Anbieter empfiehlt, vorab mit dem Arbeitgeber zu klären, ob die digitale AU ausreichend ist. Bei Unsicherheiten sollen sich Kunden laut FAQ so verhalten:
Wenn Du ganz sicher gehen willst, dann frag vorher Deinen Arbeitgeber oder wähle oben Deine AU von einem unserer Hausärzte mit Arztgespräch aus, z.B. für alle möglichen Erkrankungen, z.B. aus „beliebigem Grund“ mit 100% Akzeptanzgarantie: Falls Dein Arbeitgeber nicht zahlt, zahlen wir sofort Dein volles Gehalt (einmalig max. für 7 Tage und 1.000€) und verklagen ihn.
Auch wer die AU bei der Krankenkasse einreichen möchte, etwa um Krankengeld geltend zu machen, sollte eine Krankschreibung mit Arztgespräch nutzen. Denn nur diese werden den Angaben nach von einigen Krankenkassen akzeptiert. Eine Pflicht, den Krankenschein bei den Kassen einzureichen, gibt es jedoch nicht.
FAQ zum Online-Krankenschein
Was ist der Online-Krankenschein?
Patienten können sich hierbei online einen Krankenschein für bis zu 7 Tage ausstellen lassen, ohne dafür einen Arzt aufsuchen zu müssen. Die AU wird dann per Email oder Post zugestellt.
Ist der Krankenschein per Email gültig?
Rechtlich ist der Krankenschein genauso gültig wie ein Dokument von einem Arzt vor Ort. Allerdings können Arbeitgeber dennoch Zweifel an der Rechtmäßigkeit haben. Deswegen sollten diesen Service nur Kunden nutzen, die sich sicher sind, dass ihr Arbeitgeber den Krankenschein auch akzeptiert. Wer unsicher ist kann die teure Videochat-Variante des digitalen Krankenscheins buchen und mit dieser eine stärkere Rechtssicherheit genießen.
Was kostet der WhatsApp Krankenschein?
Gesetzlich versicherte müssen derzeit eine Gebühr von bis zu 14 Euro entrichten. Wer nicht gesetzlich versichert ist, zahlt 16,08 Euro zusätzlich. Auch der Krankenschein in Papierform kostet extra.