5G ist aktuell den Netzbetreiber Telekom, Vodafone und o2 vorbehalten. Nun fordern verschiedene Discounter und Provider diese dazu auf, offener mit dem Zugang zu 5G umgehen und den Netzstandard für alle zu öffnen. Eine solche Zwangsöffnung der 5G-Netze wird unter anderem von 1&1 unterstützt.
Discounter wollen Zugang zu 5G
5G gibt es derzeit nur in ausgewählten Tarifen. Darunter die Direkt-Angebote der Netzbetreiber Telekom, Vodafone und o2 sowie Tarife, die von deren Tochterunternehmen wie congstar und otelo offeriert werden. Kein Wunder, der Ausbau der 5G-Netze obliegt den Netzbetreibern, die für die notwendigen Frequenzen eine Menge Geld hingelegt haben. Diese wollen den Wettbewerbsvorteil, den der Mobilfunkstandard bietet natürlich erst einmal selbst nutzen.
Viele Discounter und Provider, darunter auch 1&1, fordern nun jedoch, dass 5G geöffnet und auch für andere Marktaktur freigegeben wird. Zur Not soll das in Form einer Zwangsöffnung erfolgen. Eine entsprechende Erklärung haben 24 Anbieter für eine wichtige Sitzung des Beirats der Bundesnetzagentur eingereicht, berichtet die FAZ. Die Sitzung soll Ende September 2023 stattfinden und dann auch die Frage nach dem Zugang zu 5G behandeln.
Zwangsöffnung der 5G-Netze für alle ?
Konkret wird sich der Beirat mit einer sogenannte Diensteanbieterverpflichtung beschäftigen. Auf eine solche hatte man 2019 während der Versteigerung der 5G-Frequenzen bewusst verzichtet, heißt es. Unüblich sei es jedoch nicht, anderen Marktakteuren gegen eine entsprechende Gebühr Zugang zum eigenen Netz und Mobilfunkstandard zu gewähren und diesen Zugang auch verpflichtend festzulegen. Bei der Frage rund um 5G gibt es jedoch allein Anschein nach kaum Bestrebungen seitens Telekom, Vodafone und o2, den Wettbewerbern einen fairen Zugang zu 5G zu gewähren.
Zumindest beklagen die 24 Discounter und Provider, die sich nun an den Beirat wenden, dass es es auch vier Jahre nach der Auktion kaum nennenswerte Angebote gebe, die zudem „finanziell und technisch diskriminierend seien“. Dass einige Discounter wie congstar, Aldi Talk und Lidl Connect seit einiger Zeit 5G anbieten könnten, wenn auch meist gedrosselt auf 50 Mbit/s, „sei ein Beleg des einseitigen Wettbewerbsumfelds auf dem Mobilfunkmarkt“. 1&1-Chef Ralph Dommermuth, der zu den Unterzeichnern des Schreibens gehört, meint:
„Als eine führende Wirtschaftsnation kann es sich Deutschland nicht leisten, große Teile der Digitalisierung dem Oligopol der drei größten europäischen Netzbetreiber zu überlassen. [Man brauche einen, Anm.d.Red.] fairen Zugang zum notwendigen Frequenzspektrum – ohne zugunsten der etablierten Betreiber ausgebremst zu werden.“
Telekom, o2 und Vodafone weisen Vorwürfe von sich
Die Netzbetreiber sehen die Vorwürfe als nicht berechtigt an und sprechen sich ganz klar gegen eine Zwangsöffnung der 5G-Netze aus. So erklärte ein Sprecher von Telefónica (o2) gegenüber der FAZ, dass die 5G-Frequenzen und ihre daraus resultierenden Netze für eine zwanzigjährige Nutzung mit einem Milliardenbetrag erworben werden sein und es nun nicht dazu kommen dürfe, dass man diese zu Dumping-Preise teilen müsse. „Für einen derartigen Markteingriff besteht kein Anlass“, so der Sprecher.
Vodafone erklärte: „Diensteanbieter können 5G zu fairen Preisen nutzen und tun dies teilweise auch schon.“ Ein Beispiel dafür sei gerade der Provider 1&1, mit dem sich Vodafone erst jüngst auf eine Nutzung von 5G geeinigt hatte. Bei der Telekom empfindet man die Forderung als Schlag ins Gesicht. Die FAZ zitiert einen Sprecher mit den Worten „Der eine baut, und der andere hat den Spaß? Das ist kein faires Modell.“
Ob und wann es zu einer Zwangsöffnung des 5G-Netzes kommen wird und wie die genauen Konditionen aussehen werden, bleibt abzuwarten. Ende September muss sich der Beirat der Bundsnetzagentur mit dieser Frage beschäftigen.